Das Bolo ist die philippinische Machete. Seine Klinge ist etwas kürzer als die der lateinamerikanischen Schwester, aber ebenso gefährlich. In den Kampfkunstarten Arnis, Kali und Eskrima werden klassische Hieb- und Stichtechniken damit unterrichtet.
Das Bolo hat eine einseitig geschliffene Klinge aus Stahl. Die Klinge ist gewölbt, was den Schwerpunkt nach vorn verschiebt. Es gibt viele Varianten. Besonders bauchige Bolos eignen sich zum Hacken und werden in der Feldarbeit oder als Buschmesser verwendet. Andere Modelle sind eher für den Kampf entwickelt worden. Sie haben eine flachere Klinge, die schnelle Schnitte ermöglicht. Der Griff ist meistens aus Hartholz oder Büffelhorn gefertigt. Häufig ist er zur Schneide hin gebogen, ähnlich einem Pistolengriff. Die spanische Kolonialmacht zwang die Filipinos teilweise, die Spitzen ihrer Bolos abzubrechen. Bis heute wirken viele Klingenformen daher gestutzt.
Das Bolo im Kampf um die Unabhängigkeit
Auf den Philippinen steht das Bolo auch für den Kampf um Unabhängigkeit. Ende des 19. Jahrhunderts organisierte die Geheimgesellschaft Katipunan den Widerstand gegen die spanische Besatzungsmacht. Die Gruppierung pflegte konspirative Rituale nach dem Vorbild der Freimaurer. Dabei trugen die Anführer Bolos an ihren Gürteln. Im August 1896 traten die Katipuneros aus dem Schatten und riefen die Unabhängigkeit des Landes aus. In der Region Caloocan zerrissen sie öffentlich ihre Ausweispapiere. Eine anrückende Armeeeinheit wurde im erbitterten Straßenkampf besiegt.
Das zumeist als „Ruf von Pugadlawin“ bezeichnete Ereignis stand am Anfang der Philippinischen Revolution, deren Ergebnis eine kurzlebige Republik war. Caloocan liegt heute in der dicht besiedelten Hauptstadtregion Metro Manila. Inmitten der lärmenden Großstadt, an einer Kreuzung der pulsierenden Verkehrsader EDSA, steht das Bonifacio Monument. Das Denkmal erinnert an den ersten Aufstand der Unabhängigkeitsbewegung und deren Anführer Andrés Bonifacio. Es zeigt 20 Revolutionäre als heroische Bronzestatuen. In ihren Händen halten sie Revolver und Bolos.
Das Bolo heute: lebendige Tradition
Als Werkzeug ist das Bolo auch heute noch sehr präsent im Alltag auf den Philippinen. Straßenhändler verkaufen grob gefertigte Modelle beinahe überall, vor allem in ländlichen Regionen. Mit ihnen werden zum Beispiel Kokosnüsse geöffnet, sie kommen aber auch bei der Ernte von Reis oder Sojabohnen zum Einsatz. Klassische Stile der philippinischen Kampfkunst lehren den Umgang mit Bolos im Kampf. Sie sind Teil einer lebendigen Tradition neben anderen Klingenwaffen wie der Barong-Machete, dem Kampilan-Schwert oder dem Balisong-Messer (im Westen als „Butterflymesser“ bekannt).
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Foto: Mello47 / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)